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Bialowieza - Europas letzter Urwald

Im Nordosten Polens an der weissrussischen Grenze befindet sich der letzte Primärwald des europäischen Tieflandes. Über 8000 Jahre lang hat hier keine Menschenhand eingegriffen; Wolf, Luchs und Wisent finden einen Rückzugsraum. Doch der Bialowieza-Urwald ist in Gefahr.

Fot. Wikipedia

Von Paul Flückiger, Bialowieza (Polen)

Ein öffentlicher Bus verbindet zwei mehrere Quadratkilometer grosse Waldlichtungen mit der Aussenwelt. In der ersten, Teremiski, findet man einige Häuser und einen kleinen Laden, vor dem Laden stehen ein Tisch und zwei Bänke. Hier hat sich der Briefträger mit einer Flasche Bier für eine Pause niedergelassen. Der Meinung des Fremden, dass er in einer ausnehmend schönen Gegend Dienst tue, stimmt er sofort zu, als das Gespräch allerdings auf die geplante Erweiterung des nahen Nationalparks kommt, verstummt der gesprächige Mann und sagt nach einer Weile: «Die einen meinen dies, die andern jenes.»

In der nächsten Waldlichtung, Budy, helfen zwei Bauern einer Hauptstädterin im Garten ihres Ferienhauses. Auch hier will ich wissen, was die Einheimischen zur geplanten Erweiterung meinen: «Soll ich mir etwa Blätter um die Lenden binden und den Touristen den Wilden vorspielen?», fragt der eine Bauer gereizt zurück. Hier in Budy gingen gerade die letzten Höfe zu Grunde, schuld seien Regierung und Nationalparkverwaltung. «Die Wissenschaftler machen den Wald kaputt: Statt die dürren Bäume zu fällen, überlässt man sie dem Borkenkäfer. Das ist doch keine Wirtschaft!» Früher sei es möglich gewesen, sich als Rentner beim Holzschlag einen Zusatzverdienst zu erarbeiten, heute müsse er mit 490 Zloty (190 Franken) AHV im Monat leben.

Erbitterter Widerstand gegen Erweiterung

Es sind vor allem materielle Sorgen, die eine Erweiterung des Bialowieza-Nationalparks schwierig machen. Hier, im äussersten Nordosten Polens, befindet sich der letzte erhaltene Primärwald des europäischen Tieflandes. Seit 1979 befindet er sich auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes. Unweit von Bialowieza-Dorf, in der so genannten «Zone Null» (dieses Gebiet steht unter strengstem Schutz; es darf nur auf den offiziellen Wegen zusammen mit einem Führer betreten werden) hat seit 8000 Jahren keine Menschenhand in die Natur eingegriffen. Auf einer Fläche von 50 Quadratkilometern gibt es 20 000 verschiedene Tierarten – darunter über 60 Säugetiere. Wolf, Luchs und Wisent, die europäische Form des amerikanischen Bisons, leben hier auf freier Wildbahn. Allerdings sind nur 16 Prozent des BialowiezaWaldes strikt geschützt – zu wenig, um die einzigartige Biodiversität auf Dauer zu erhalten, sind Umweltschützer überzeugt.

Protestaktionen im In- und Ausland Mitte der Neunzigerjahre hatten die polnische Regierung dazu bewogen, ernsthaft an eine Erweiterung des 1947 gegründeten Nationalparks zu denken. 1996 wurden der Kernzone 5400 Hektar ehemaliger Nutzwald zugeschlagen. Dieser wird im Moment von der Parkverwaltung, einem der Hauptarbeitgeber in der wirtschaftlich schwachen Gegend, renaturalisiert. Zwei Jahre später stellte das polnische Umweltministerium fast 12 Millionen Franken für eine Parkerweiterung zur Verfügung. Mit dem Geld sollten auch die wirtschaftlichen Folgen für die von der Holzwirtschaft geprägte Region abgefedert werden. Doch die Pläne aus dem fernen Warschau stiessen auf erbitterten Widerstand. Der Umweltminister wurde mit Eiern beworfen, gewalttätige Proteste – vermutlich von den Staatsförstern initiiert – verhinderten die auf den Jahresanfang 2001 geplante Erweiterung. Die Pläne wurden wieder ad acta gelegt; Einschränkungen für die Holzindustrie in der Folge nach und nach gelockert.

«Die Erweiterungspläne vor 4 Jahren wurden gegenüber der Bevölkerung schlecht kommuniziert», kritisiert Jozef Popiel, der Direktor des Bialowieza-Nationalparks. «Die Nachricht platzte wie aus heiterem Himmel.» Niemand habe sich damals die Mühe gemacht, den Leuten zu erklären, worum es eigentlich ginge. Laut dem neuen Umweltschutzgesetz müssen die betroffenen Gemeinden in Zukunft einer Erweiterung von Umweltschutzzonen zustimmen. Popiel rechnet nun frühestens in 15 bis 20 Jahren mit einer Parkerweiterung. Auch im örtlichen WWF-Büro, einer der drei Aussenstellen des WWF Poland, hält man eine Nationalparkerweiterung im Moment für unmöglich. «Wir unterstützen eine Politik der kleinen Schritte», sagt Stefan Jakimiuk, der örtliche Programmdirektor. Immerhin, so Jakimiuk, seien im Jahr 2003 86 Quadratkilometer Wald ausserhalb des Nationalparks ausgeschieden und einem strengeren Schutz unterstellt worden. Hier dürfen Bäume nur noch in Ausnahmefällen geschlagen werden und die Touristen müssen sich an die markierten Wege halten.

Tourismusförderung und Umweltschutz

Dass die Zahl der Touristen seit ein paar Jahren ständig zunimmt, stimmt den Gemeindepräsidenten von Hajnowka, Wlodzimierz Pietroczuk, positiv. Zuwachsraten von je fast 20 Prozent waren in den letzten Jahren zu verzeichnen; über 120 000 Besucher haben im letzten Jahr das Wisentgehege an der Hauptstrasse zwischen Hajnowka und Bialowieza besucht. Jeder zehnte stammte aus dem Ausland. Der Tourismus könnte die nach der Wende von 1989 verloren gegangenen Arbeitsplätze ersetzen. Von mehreren Holzkombinaten sei nur ein einziges übriggeblieben, klagt Pietroczuk. Die Arbeitslosigkeit liege zwar offiziell bei «nur» 12 Prozent, doch in Wirklichkeit sei sie wesentlich höher. Und wer von den 50 000 Einwohnern der Gemeinde Arbeit habe, der verdiene nur sehr wenig. Pietroczuk will allerdings nicht alle Karten auf den Tourismus setzen: «Manche versprechen sich hier den Himmel auf Erden, doch ein Touristenstrom wird nicht einsetzen, dafür ist unsere Infrastruktur einfach zu schlecht», erklärt er und umreisst seine Vision einer optimalen Entwicklung von Land-, Holzwirtschaft und Fremdenverkehr. «Ich bin kein Gegner der Erweiterung, aber wirtschaftliche Entwicklung und Umweltschutz müssen harmonieren», sagt der Gemeindepräsident. Als Beispiel führt er daraufhin ungefragt die geplante Autobahn «Via Baltica» an, die doch andere Strassen entlaste und dabei erst noch Touristen in seine Randregion bringe. Als Pietroczuk zum Schluss noch von den Vorzügen des seiner Meinung nach «biologischen Landbaus» schwärmt, wird klar, dass sich auch die Lokalverwaltung eines derart einzigartigen Gebietes in nichts von dem polnischen Durchschnitt unterscheidet. Einzig das Gerede von der Harmonie ist hier in unmittelbarer Nähe zum Nationalpark ausgeprägter als bei andern Lokalverwaltungen im Landesinnern – wohl eine Folge jener Bürgerproteste vor vier Jahren.

400 Wisente – zu viel oder zu wenig?

Mutiger ist das «Europäische Wisent-Projekt», eine Umweltinitiative, die den Wisent als Symbol für den Tourismus nutzen will. Bisher hat der «Zubr» (sprich: Schubr), wie der Wisent auf polnisch heisst, ein grosses Finanzinstitut, Wodka und eine ostpolnische Brauerei beworben. 1919 wurde der letzte Wisent im Bialowieza-Urwald getötet. Die heute rund 400 Tiere auf der polnischen Seite des Urwalds sind allesamt Nachkommen der in den Fünfzigerjahren wieder angesiedelten Tiere. Laut den Initiatoren ist dieser Bestand zu klein, um Inzucht zu verhindern. Sie wollen deshalb die fünf Gebiete, in denen heute in Polen noch Wisente leben, miteinander verbinden. In einem zweiten Schritt soll den Tieren auch die freie Wanderung in die Wisent-Lebensräume in Litauen und Weissrussland ermöglicht werden, wo rund 2000 Wisente beheimatet sind. Letzteres wird durch einen Grenzzaun verhindert, den die Sowjets 1981 mitten durch den Urwald gezogen haben, um die Sowjetbevölkerung von der polnischen Gewerkschaftsbewegung «Solidarnosc» abzuschirmen. In die entgegengesetzte Richtung steuert Wojciech Niedzielski, der Oberförster von Bialowieza.

«400 Wisente sind zu viel», klagt er. «Nun verlassen sie die Zone Null und richten in unserem Wald viel Schaden an.» Niedzielski sagt es nicht offen, doch der staatliche Forstbeamte redet einer beschränkten Jagdfreigabe auf Wisent und Wolf das Wort. Von einer geplanten Parkerweiterung hält der Verwalter des hiesigen Staatswaldes, mit rund 200 Arbeitsplätzen der grösste Arbeitgeber im Bezirk Hajnowka, überhaupt nichts. «Den Touristen ist es doch egal, ob sie die Zone Null sehen oder einen anderen Waldteil», begründet er. Das heutige Umweltschutzgesetz genüge voll und ganz, denn es biete Platz für alle Interessen – Nationalpark, Forschungsinteresse und Forstwirtschaft. Ausgeschiedene Flächen mit besonderem Schutz sind Niedzielski ein Dorn im Auge: «Vor 20 Jahren wurde hier drei- bis viermal so viel Holz geschlagen – unser Gewerbe hat schon genug geblutet.»

Holzwirtschaft ist gegen Erweiterung

Niedzielskis Worte illustrieren die stillgelegten Holzverladerampen und Sägewerke, die die Hauptstrasse durch Hajnowka in Richtung der Gebietshauptstadt Bialystok säumen. In einer dieser überdimensionierten Anlagen hat sich der Danziger Holzund Aktivkohlehersteller «Gryfskand» eingemietet. Die 140 Angestellten produzieren vor allem für den Export – auch in die Schweiz. Würde der Park erweitert, sei die Fabrik in Gefahr, ist Firmendirektor Artur Baldowski überzeugt. «Den Umweltschützern geht es doch nur ums Geld», sagt er. Die lokale Wochenzeitung hat gerade mit dem Titel «Öko-Terrorismus» aufgemacht und genüsslich eine angebliche Umweltschutzorganisation beschrieben, die eine Überbauung zuerst bekämpft hatte, ihre Einsprachen aber nach der Zahlung einer höheren Summe fallen liess. Beispiele wie dieses gibt es in Polen viele; der Imageschaden für die wirklichen Umweltschutzorganisationen ist immens.

Dies muss gerade das örtliche WWF-Büro immer wieder im Auge behalten. In einem Hinterhof im Zentrum Hajnowkas hat die Umweltschutzorganisation zwei Büroräume gemietet. Hier werden ökologische Strategien für die Region, aber auch Konzepte zur Förderung vertrauensbildender Massnahmen erarbeitet. So hat der WWF im letzten Jahr 30 Gemeindebeamte auf eine Exkursion in den Bayrischen Wald eingeladen, aber auch zwei Kulturfestivals der örtlichen weissrussischen Minderheit mitorganisiert. Immerhin 5 von 17 Stadträten in Hajnowka kandidierten auf der «Weissrussischen Wahlliste»; im Umland der Kleinstadt ist jeder zweite orthodox, ein Umstand, der sich auch in der sakralen Holzarchitektur ausdrückt. Das Fernziel des WWF-Büros Hajnowka ist eine Erweiterung des Nationalparks um 25 Prozent Waldfläche, die heute ausserhalb liegt. Nur so könne der Bialowieza-Urwald längerfristig erhalten werden, argumentiert der WWF.

Doch um den Nationalpark dereinst zu erweitern, braucht es Geld und den politischen Willen. Als Mittler zwischen Umweltschutz, Forstamt und Lokalbevölkerung sieht sich Nationalparkdirektor Popiol. Er und die weiteren Angestellten der Parkverwaltung amten in einem modernen, klotzigen Bau in Bialowieza-Dorf. Dass dem Umweltschutz nicht immer oberste Priorität eingeräumt wird, zeigt die jüngste Rodung über hundertjähriger Eichen durch Forstbeamte an der Grenze zu Weissrussland. «An der Staatsgrenze gibt es keinen Umweltschutz. Die Grenzbeamten müssen ihr Arbeitsumfeld den Erfordernissen anpassen können», sagt er. Die bald fliessenden EU-Gelder allerdings könnten nur im Dialog mit den Gemeindebehörden angezapft werden. Nur sie können in Brüssel Anträge auf Infrastrukturgelder stellen. Der Gemeindepräsident von Hajnowka, Wlodzimierz Pietroczuk, denkt dabei in erster Linie an die Eröffnung von zwei Grenzübergängen zu Weissrussland – einer davon mitten im Nationalpark – und den Ausbau der Hauptstrasse zwischen Hajnowka und Bialowieza-Dorf, dem bisher einzigen Eingang zum Nationalpark. «Weissrussische Visen können dann direkt an der Grenze ausgestellt werden, das erhöht die touristische Attraktivität der Region», ist Pietroczuk überzeugt. Bilaterale Zusammenarbeit auf lokaler Ebene, gerade mit einem politisch derart schwierigen Partner wie dem weissrussischen Autokraten Aleksander Lukaschenko, wird in Brüssel gerne gesehen, das weiss auch der Gemeindepräsident von Hajnowka. In Umweltschutzkreisen befürchtet man hingegen eine noch grössere Konzentration des Touristenstroms auf das kleine Dorf Bialowieza und die damit einhergehende Übernutzung der wertvollen Zone Null. «Wenn erst die Strasse nach Bialowieza ausgebaut wird – statt endlich die stillgelegte Eisenbahnstrecke wieder zu eröffnen – ist es um die Ruhe endgültig geschehen», fürchtet WWF-Programmdirektor Jakimiuk.

Öko-Tourismus und EU-Fördergelder

Schon heute gleicht das Dorf Bialowieza rund um den Parkeingang eher einem Rummelplatz als einem Rückzugsort am Rande der letzten Wildnis. Auf dem Parkplatz gegenüber dem Touristenführerbüro, in dem sich die Besucher für einen kurzen Spaziergang in der «Zone Null» einschreiben können (ein individueller Besuch ist strikt untersagt), werden Souvenirs und Büffelgras verkauft; aus den nahen Kneipen plärrt laute Musik. Für die Touristen stehen drei grosse Hotels und sieben Pensionen zur Verfügung. Im Dorf selbst, das nach wie vor von einstöckigen Holzhäusern dominiert wird, bietet jeder zweite Haushalt Fremdenzimmer an. Alle 50 Meter findet sich ein Geschäft, denn hier konzentrieren sich 70 Prozent der Übernachtungsplätze rund um den Nationalpark.

«Unser Ziel ist es, die Touristen in Zukunft auf drei Einfallstore zu verteilen», er klärt Jakimiuk. Der WWF hat sich deshalb daran gemacht, Touristenwege zur Waldlichtung Topilo im Süden des Parkes sowie rund um das Dorf Narewka im Norden zu legen. Besucher sollen damit in ökologisch wertvolle Waldgegenden ausserhalb der Zone Null umgeleitet werden. Hier steckt die touristische Infrastruktur allerdings noch in den Kinderschuhen. Hotels mit Weststandard sucht man vergebens und auch für ein nettes Restaurant müsste man Dutzende von Kilometern zurücklegen. WWF und andere Umweltschutzorganisationen sind allerdings überzeugt, dass im Agrotourismus rund um die Kernzone des Bialowieza-Waldes viel Potential schlummert. Kleine Erfolgsstorys mit dieser unkomplizierten Beherbergung von Besuchern sollen die breite Bevölkerung von den Vorzügen des sanften Tourismus überzeugen und wirtschaftlich randständigen Haushalten neue Einkunftsmöglichkeiten eröffnen.

250 Kilometer zusätzliche Radwege wurden deshalb in den letzten Jahren ausgeschildert. Einer führt von dem schmucken Dorf Narewka, bis zum Weltkrieg vor allem jüdisch besiedelt, über den Weiler Janowo bis zur so genannten Ziegen-Brücke unmittelbar an der Nordgrenze des Nationalparkes. Hier sind die Strassen nicht befestigt und der ehemalige Urwald, der gerade renaturisiert wird, präsentiert sich über weite Stellen urchig und wild. Aus gefallenen moosbedeckten Bäumen spriesst neues Leben. Am Ende des so genannten «Zaren-Weges» locken zwei Beobachtungstürme in die Sumpfauen der Narewka. Hier können bei Tagesanbruch mit etwas Glück Elche gesichtet werden; nun zieht in der Ferne über den Baumwipfeln ein Seeadler majestätisch seine Runden. In der Umgebung seien auch Wisente und Wölfe beobachtet worden, erzählt der Biologe Stefan Jakimiuk.

In einer Waldlichtung hinter Janowo hat sich Lucyna Koslowska niedergelassen. Seit drei Jahren unterhält sie hier einen agrotouristischen Hof. Im Garten hinter dem Haus pflanzt sie Kräuter, im Holzofen wird das eigene Brot gebacken. Das Geschäft laufe bisher schlecht, klagt Lucyna Koslowska, vor allem im Winter habe sie kaum Gäste. «Dabei wäre es hier ideal zum Langlaufen», sagt die Frührentnerin. Doch geschlagen geben will sie sich so schnell nicht. Koslowska ist der «Agrotouristischen Gemeinschaft Bialowieza» beigetreten, hat eine eigene Homepage eröffnet. Bis 2006 will sie mit Hilfe von EU-Geldern eine Storchenplattform, eine bedachte Feuerstelle und einen Schmetterlingsgarten vor dem Haus errichten. Den Antrag hat sie bereits eingereicht. «Wenn er bewilligt wird, kann ich auch ein paar Velos für meine Gäste und eine Geschirrspülmaschine kaufen», hofft Lucyna Koslowska, die aus Prinzip nur mit Holz feuert und auf ein Auto verzichtet. Für grössere Einkäufe muss sie ins 20 Kilometer entfernte Hajnowka fahren, zwei Stunden mit dem Fahrrad hin und zurück. «Das Leben ist einsam hier draussen, aber ich bereue meinen Schritt nicht», sagt Koslowska. Sie ist von der Zukunft ihrer Branche überzeugt.

* Der Bialowieza-Nationalpark

Lage: Äusserster Nordosten Polens an der weissrussischen Grenze, rund 200 km östlich von Warschau. Er grenzt direkt an den weissrussischen Bialowieza-Nationalpark an.
Fläche: 105 km2, davon 50 km2 so genannte Zone Null (strengster Schutz, Zutritt verboten). 147 bis 172 Meter über Meer
Geschichte: Erstes Reservat 1921 gegründet, 1947 zum Nationalpark erklärt, seit 1979 UNESCO-Weltkulturerbe, 1996 erweitert.
Klima: Kontinental, im Winter bis –34 Grad, 3 Monate geschlossene Schneedecke; 630 mm Jahresniederschläge
Flora: Grösstenteils Laubwälder bestehend aus Linden, Hainbuchen und Eichen, rund 1000 Pflanzenarten, darunter sehr viele Moose. Bis zu 5000 Pilze.
Fauna: 15 000 bis 20 000 Tierarten, mehrheitlich Insekten. Über 60 Säugetiere, darunter Wolf, Elch, Wisent und Tarpanpferd.
Adresse: Park Palacowy 11, 17-230 Bialowieza, Polen Telefon/Fax: 0048 85 681 23 06 E-Mail: bpn@bpn.com.pl Homepage:

* Touristische Informationen

Anreise:
Zug: Rund 22 Stunden ab Zürich nach Hajnowka. Umsteigen in Frankfurt bzw. Hannover, Berlin, Warschau und Siedlce. Von Hannover bzw. Berlin verkehrt ein direkter Nachtzug nach Warschau. Ab Hajnowka gibt es Lokalbusse.
Flug: Direktflüge nach Warschau bieten Swiss und LOT an. Die gegenwärtig beste Billigflugverbindung Air Berlin (via Berlin). Von dort mit Zug (rund 4 Stunden) oder Mietwagen (rund 4 Stunden). In Polen sind alle grossen Autovermieter präsent. Ein Mietwagen erweist sich wegen des mangelhaften öffentlichen Verkehrsnetzes rund um den Bialowieza-Nationalpark als praktisch. Er sollte bereits in Warschau gemietet werden, da es vor Ort kaum Möglichkeiten gibt. 
 
Unterkunft:
- Agrotouristische Vereinigung Bialowieza: www.bialowieza.org.pl (nur Polnisch)
- einfache Nachtlager: www.powiat.hajnowka.pl
- Hotels, Pensionate, Agrotouristik, Restaurants: www.bialowieza.com (auch in Deutsch)
- Parkinformation, Unterkünfte: www.park.bialowieza.com (auch Englisch)
- Lucyna Koslowska: www.bialowieskapolana.com (bald auch in Englisch und Deutsch)
Führungen in die Zone Null: PTTK Bialowieza, Telefon 0048-85-681 22 95 (auch Deutsch)

Diese Reportage ist 2005 im Magazin Natürlich erschienen.

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